Barbara Heer

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"Trotz Ungleichheiten Begegnungen auf Augenhöhe schaffen" - Interview in der Zeitschrift Neue Wege

Wissenschaft, Politk und Beruf fliessen in meinen Tätigkeiten zusammen. Matthias Hui und Anja Kruysse, Redaktor*innen der renommierten Zeitschrift Neue Wege, haben meine Arbeitskollegin Luzia Sutter Rehmann und mich interviewt betreff den beruflichen Tätigkeiten beim Arbeitskreis für Zeitfragen, wissenschaftlichen Forschungen und Engagement als links-grüne Politikerinnen. Das Resultat ist ein gelungenes Portrait im Oktober-Heft Neue Wege 2020 zum Thema “Demokratie in Krise”, das Sie hier nachlesen können.

Ein paar meiner Zitate aus dem Text:

“Demokratisierung der Gesellschaft heisst für mich, Leute in die Debatte hineinzubringen, die sonst nicht daran teilnehmen.”

“Eine demokratische Kirche ist für mich Teil einer vielfältigen Gesellschaft. Biel ist eine sehr diverse Stadt. Die Kirche in dieser Stadt muss aufpassen, nicht eine Parallelwelt zu werden, die vielleicht ein wenig privilegierter ist als andere, ein bisschen weisser als der Durchschnitt der Bevölkerung.”

“Für mich ist die Arbeit in Biel die praktische Fortsetzung meiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Ich habe im südlichen Afrika untersucht, wie soziale Gruppierungen, die von starker sozialer Ungleichheit geprägt sind, in der Stadt zusammenleben. Wie wirkt sich Segregation auf den Alltag aus? Ein Ergebnis meiner Forschung ist, dass Begegnungsräume ganz wichtig sind, damit Gesellschaft überhaupt funktioniert. Kirchen können solche Begegnungsräume sein, die Zusammenhalt schaffen, obwohl es in einer Gesellschaft riesige soziale Ungleichheiten und Rassismus gibt.”

“In meiner Forschung habe ich beobachtet, dass in Beziehungen zwischen sozial ungleich positionierten Menschen häufig Abhängigkeiten entstehen. Die mächtigere Person hilft der anderen, hegt dann aber auch Erwartungen, dass diese dankbar sein soll. Es entsteht ein Paternalismus. In der kirchlichen Flüchtlingsarbeit in der Schweiz, insbesondere mit Freiwilligen, gibt es diese paternalistische Beziehungsform sehr häufig, insbesondere wenn der kritische, selbstreflexive Blick fehlt.“

“Wir brauchen das aktive und passive Stimm- und Wahlrecht für Leute, die keine Schweizer Staatsbürgerschaft haben. Auch wenn sich das in Basel ganz langsam verändert: Die Parlamente repräsentieren in keinster Weise die schweizerische Gesellschaft. Auch unsere politischen Institutionen drohen Parallelwelten zu werden. So leidet die Qualität der Demokratie stark.”

“Die formellen Traditionen der Politik sind aber auch schwerfällig. Ich bin soeben Mutter geworden. Im Parlament gibt es keine Stellvertretung, der Fraktion fehlt während meines Mutterschaftsurlaubs eine Stimme. Ich ging mit ein wenig logistischem Aufwand trotzdem häufig hin. Gegen ein Stellvertretersystem kommt aus den meisten Fraktionen Widerspruch. Das Parlament funktioniert traditionellerweise für gesunde Männer ohne Betreuungspflichten, die es sich leisten können, im Grossen Rat zu sitzen.”

Lesen Sie das komplette Interview hier nach.